Propädeutik der systemischen Philosophie

(Rai Lu)


Die Systemphilosophie stellt und beantwortet vor allem die Frage nach dem [Ur-]Grund ihrer eigenen Welt, als einer wirkursächlichen Emanation, die entstanden ist vermittels der Kreation ihres jeweils übergeordneten zureichenden Systems.

D.h. sie stellt die Frage nach dem zureichenden Grund von spezifischen Postulaten [Setzungen und Forderungen] eines Systems, die für das ins Dasein geworfene Sein aus einem intransparenten ungewussten "Irgendwoher" stammen und eben mit sich ihre Forderungen geltend machen. Diese Frage nach den Absichten der Systempostulate, welche immer dann deutlich werden, wenn man Systeme gegeneinander vergleicht, ist notwendig völlig äquivalent zur Frage wie auch zur Beantwortung des Sinnes von Sein innerhalb eines Systems, und zu dem was der Geist tatsächlich ist, aber ebenso, als was er angesehen wird!

Die methodische Differenzierung von Systemen vermittels deren Komponenten, Postulaten und Polungen hilft dabei, alle existentialen Parameter und Wertungen für Wesen und deren Bezugsmöglichkeiten in ihrer Welt, zu- und füreinander zu entschlüsseln; von den abstraktesten bis hin zu den manifesten Formen in allen denkbaren soziokulturellen Bereichen, wie etwa Theologien, Psychologien, Wissenschaften über Natur, Modellen über Physiken, bis hin zu allen möglichen Staatsphilosophien -

Aber auch gerade bis hin zur Kunst - als das vorzüglichste Mittel in einem dualistischen System, eine zeitgeschichtliche Gegenwart auszudrücken und zugleich in die weite Ferne zu greifen und extrapolative Utopien bzw. Idealitäten als konsekutiver Wert vorzustellen.

Zudem überwindet die Systemphilosophie die bisher scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen idealistischer und materialistischer Weltwahrnehmung und zeigt eine exklusiv phänomenologische Position des sogenannten "Idealismus", als auch des "Materialismus" ("Nominalismus"), als völlig unmöglich und ausgeschlossen!

Idealismus und Nominalismus [als die Konzepte (Systemarten) einer phänomenologischen Entsprechung von "Geist" (Realien) und "Materie" (Nominalien)] voneinander auszuschließen und existentialwahrheitlich bzw. kulturgeschichtlich zu trennen, wie es vom Anbeginn in der abendländischen Philosophie - seit Plato und Aristoteles - Brauch und Aberglaube war und immer noch ist, hat die Philosophie und die Welt in sich zerrissen. Es hat diese weit entfernt von den tatsächlichen Gegebenheiten. Eine derart postulierte (kulturell geforderte) Trennung ist - wie noch ausführlich im Hauptwerk gezeigt werden wird - gegengleich zur Annahme, dass die mechanistische Welt keinerlei interdependente und autonome Verflechtungen mit der Quantenphysik einnehme, sondern von dieser vollständig abgetrennt und für sich alleine geltend sei. So etwas zu denken wäre gleichermaßen absurd! Ebenso könnte man behaupten, dass ein Kind sich selbst geboren habe und aus sich selbst, durch seinen eigenen Willen, entstanden sei.

Es ist allerdings nicht überaus erstaunlich, dass sich dieser paradigmatische Ausschluß der Vorstellungen von Geist und Materie kulturgeschichtlich bis heute erhalten konnte, denn aufgrund der Entdeckung einer für unsere Begriffe und Verstandeserfassungen "unmöglichen" höheren Physik der Quantenmechanik, ist es immer noch nicht bekannt und durchgedrungen, welche Bedeutung diese höhere Physik und deren scheinbar so fremde Postulate für die Wahrnehmung und Realisierung unseres eigenen Systems und dessen Komponenten haben, ganz speziell aber für die alles umgreifende Philosophie und ihren Erkenntnisradius!

Weil die Systemphilosophie weit über dasjenige hinausreicht, worin sie entstanden ist, behält sie das Vermögen, vor allem die großen relativistischen existentialphilosophischen Fragen des Daseins auf eine absolute Ebene zu stellen, so dass Dasein anfangen kann, sich nach dem zu orientieren was tatsächlich DA ist und auf es einwirkt, als Entität in ihrer Gegenwart, unabhängig von seinen Vorstellungen über diese Gegenwart. In einem nächsten Schritt kann es dann sogar beginnen sich über seine inflationären Dependenzen als Dasein methodisch zu erheben.

Es wird erhellt werden, dass die Systemphilosophie eine synergetische Essentialphilosophie in ihrer reinsten, wichtigsten und wahrsten Form ist. Sie ist die eigentliche philosophia perennis! Dies natürlich deswegen, weil sie für jedes System ihre wesentliche Gültigkeit besitzt, denn die Systemphilosophie beschreibt ja die Geltungen und Dispositionen der Systeme und Postulate für- und zueinander.

Aus dem Wesen des Fragens von Dasein heraus, das mit sich immer schon die Frage nach seinem Sinn je gestellt hat, wird es weiterhin dazu aufgefordert, sich zu überlegen, dass es gemäß der fragenden Seinsweise von Dasein zwei spezifische Weisen seines Fragens gibt:


Die sinnlos fragende Weise hat nicht Anteil an der Fähigkeit, ihren eigenen Grund zeitlich oder räumlich zuordnen zu können, eben weil die Ursache dieser beiden aprioristischen Kategorien der Wahrnehmung von Dasein auf einer Ebene weilt, in welcher Raum und Zeit noch nicht anwesend bzw. unerschaffen sind.

Dennoch beginnt das fragende Moment völlig wesensspezifisch sich die Seinsfrage zu stellen und nach seinem Grund zu fragen, verfängt sich dann aber im Gewirre seiner begrenzten Vorstellungen und unbewussten Postulate, die es für sich bestimmt hat, so dass es nur [noch] Bedingungen annimmt, die es auch verstehen und mit sich selbst differenzlos vergleichen kann. Wiewohl dieses bereits begrenzte Verständnis aber immer im Sinne einer anfallenden Entropie [Zerstreuung] dualistischer Systeme weiter abnimmt, werden auch diejenigen Existential-Posituren, welche das Wesen des sinnlos Fragenden noch einzunehmen und zu leben vermag, entsprechend immer weniger und daher auch stetig existentialer, d.h. zunehmend reaktiver und in einer ungünstigen Weise auch "adaptiver", um vom jeweils umgreifenden System [aus]genutzt werden zu können, bei einem zugleich immer höheren Grad an Bewusstseinslosigkeit, welche wiederum das System fördert und als Kondition erfordert, was jedoch von dem Wesen nicht rezipiert und erkannt wird.

Im Lauf der Positurenprozessionen und Überwältigungen ist Dasein vor allem nur noch reaktiv. Eine reaktive Positur vermag es nicht mehr, Entitäten richtig voneinander zu unterscheiden, durch den Vergleich ihrer Postulate als Divergenzen und Konvergenzen. Daher identifiziert es sich immer mehr mit seinen zureichenden Ursachen, die es durch seine eigenen Postulate erzeugt hat und wird so immer mehr in eine Bedingtheit hineingezwungen [Valenz]. Aus einer solchen Bedingtheit heraus ist es nicht mehr möglich existential sinnvolle Fragen zu stellen.

Nur der Philosoph weiß und behält auch wissend, dass deswegen bei den sinnlos Fragenden, das Verständnis in Bezug auf systemische und vor allem außersystemische Strukturen naturgemäß viel geringer sein muss, als die hohe Ebene von der das Verstehbare herabsteigt.


Die sinnvoll fragende Weise von Wesen kennt dahingegen das grundsätzliche Prinzip des inhärent antipodischen Wahnsinns sich entgegenlaufender Gründe, des komplementären Widerstreits und Weltwerdens durch den Krieg der Gegensätze, in dem immer eine ganz bestimmte Lüge steckt. Die sinnvoll fragende Weise entkommt so der Relativität ihrer polaren Fluktuation [Enantiodromie], in das Absolutum eines zureichenden Systems, indem sie dessen Qualitäten vernünftiger- und logischerweise als höheren Bezugspunkt annimmt und durch strenge Deduktion erkennen und auswerten kann.

So etwa wäre es interessant alle theologischen Ideen ganz einfach mit den physikalischen Gesetzmäßigkeiten und Prämissen unseres eigenen Metasystems zu vergleichen und zu untersuchen, was denn passiert, wenn man etwa die Zeit von der Sünde abzieht!

Also was mit dem ideologischen Konzept der "Sünde" passiert, wenn gewusst wird, dass erst die Zeit die zureichende Bedingung für die "Sünde" ist. In der Quantenwelt sind bekanntermaßen Zeit und Raum vollkommen negiert. Stattdessen regiert dort das Postulat von gleichzeitiger Nacheinanderbarkeit, wo sich etwas zwar "ereignet", dies aber immer zugleich mit allem anderen, und es also keine räumlichen oder zeitlichen Trennungsstrukturen mehr geben kann; daher auch keine Sukzessiva wie "Vorher" und "Nachher", "Schuld" oder "Sühne" usw.

Was ist nun beispielsweise die christliche Religion in ihrem dogmatischen Kern, ihrem Selbstanspruch und ihrem Impetus noch wert, ohne die Idee einer sog. Erb-Schuld und sühnendem Glauben bzw. dem Prozess des sich Aneignens des Wertseins für eine "Errettung" vor einer Bestrafung? Was wäre die Christliche Religion ohne dieses Fundament von Zeit bzw. sukzessiver Folge von zeitlichen Ereignissen? Die Zeit erzeugt erst die Kausalität, die nötig ist, für den Ablauf von Gesetzgebung, Versuchung, und Fall in die Abtrennung eines Wesens von seinem Ursprung.

Wenn aber Zeit nicht mehr gedacht werden kann und selbst das Denken nicht mehr, weil der theologische "Gott" in einer Sphäre jenseits bzw. außerhalb der von ihm erschaffenen Zeit sein Wesen, seinen Grund und sein Wirken hat, wie ebenso sein "Paradies", in dem er sich ja selbst aufhält und es auch dort keine zeitlichen Abfolgen geben kann, entsteht natürlich ein Problem für alle bisherigen Klassen von Schuld-Religionen, weil sich einfach kein Drama mehr abspielen kann, wo Schuld entsteht. Dies würde alle Sünder schlagartig von ihrer Schuld befreien und ein sehr ungünstiges Bild auf diejenigen werfen, welche die Schuld als Grundlage haben, um etwas erdrohen zu können, was ihnen überhaupt nicht zusteht; seien es materielle Güter oder Folgsamkeit, energetischer und zeitlicher Aufwand etwas zu produzieren etc.

Die Schuld ist per se eine dualistische Konzeption und trägt die fundamentale Lüge jedes Dualismus in sich. D.h. die Schuld, die von außen an einen herangetragen wird, in Form eines z.B. "Zinses", oder einer "Sünde", steht a priori auf dem Boden einer grundsätzlichen Lüge und muss entschieden zurückgewiesen werden. Es lohnt also sehr z.B. das Buch der "Genesis" unter dem Gesichtspunkt der Systemphilosophie zu untersuchen und zu entschlüsseln!

Auch die Idee etwa einer [absoluten] Vollkommenheit wird untersucht werden, denn sie ist das zumindest erklärte Ziel sowohl aller verbrecherischen dualistischen Staaten, aber auch aller dualistischen Religionen, die sie anstreben. Diese beiden staatstragenden Komponenten bewegen nämlich eine Gesellschaft in gänzlich all ihren grundlegenden Strukturprämissen und zwar als Legitimation für allerlei "Staats-" und "Religionsgewalt", bzw. für das Gewaltenmonopol eines repressiven Staates insgesamt, der selbsterklärt immer das Gute will, aber unweigerlich das Gegenteil davon ansteuert, schafft und sogar bei Strafe erzwingt. Es ist klar und logisch, dass ein solcher Staat auch immer in dieser Richtung weiter gehen wird, entsprechend seiner dualistischen Struktur, egal was so ein Staat über sich selbst bezeugt und wie er sich Anderem vorstellt. So braucht auch niemals jemand sich zu wundern über die Dichotomie des dualistischen Staates, der sich selbst als etwas bestimmt Gutes beschreibt, aber realiter und im Ausgang exakt das Gegenteil davon umsetzt, was ja sehr leicht überall zu verifizieren ist.

Der dualistische Staat spricht von sich selbst als von etwas unverzichtbar Gutem, ist aber nur eine gegengleiche Manifestation der ersten grundsätzlichen Lüge jedes Dualismus, und gibt sich als etwas aus, was ein solcher Staat eben NICHT ist, und auch NIEMALS sein kann! Deswegen ist eine dualistische Staatsphilosophie von großer Notwendigkeit innerhalb jedes Systems, um nämlich eine Vergleichs-differenzierung des eigenen Systems zur Orientierung für Dasein zu stiften, damit es zu seinem SINN findet.

Sinnvolles Fragen von Dasein meint also ein Vergleichsdifferenzieren von unterschiedlichen Postulaten jeweils anderer Systeme in Beziehung zu- und gegeneinander.

Wenn es nun der Fall ist und ein System in Form eines dualistischen Staates eine solche Staatsphilosophie nicht anbietet und nicht korrekt lehrt, was man ja gut selbst überprüfen kann, dann soll das betreffend inkludierte Wesen, das sich sogar mit beschreibenden subliminalen Imperativen wie z.B. "Bürge(!)r" freiwillig anreden lässt, wissen, mit was dieses Wesen es eigentlich und wirklich zu tun hat!

Wenn man also nur die Idee der [absoluten] Vollkommenheit und deren kulturelle Verzerrungen im Reiche eines Dualismus wirklich eingehend systemologisch betrachtet und entschlüsselt, wird man sehr merkwürdige und unschöne Dinge finden, wofür die Mittel der Philosophie aber nun einmal gemacht sind und gerade hier ihren unschätzbaren Wert erweisen.

Dies erklärt, warum die Philosophie auch die höchste Disziplin unter den Wissenschaften inne hat, weil sie in ihrer reinen Form alle übrigen wissenschaftlichen Richtungen in sich vereint. Naturwissenschaften sind ja nichts weiter als Versuche zu Modellfindungen für notwendig systemische Postulate, d.h. Ableitungen funktionaler Vorstellungen für die Postulate nur innerhalb des eigenen Systems!

Ein auf solche Weise sinnvolles Fragen ist also die eigentliche Aufgabe des Philosophen an und für sich. Es ist diejenige, das dumpfe Tal zu verlassen und in die Berge zu steigen, um die Welt von oben zu sehen. D.h. also die Dualität zu überwinden und zu erkennen was sich außerhalb dieser befindet. So ist jedes außersystemische, aus dem System ausgreifende Fragen, überhaupt erst ein sinnvolles Fragen !


Die Sonderposition des dualistischen Systems

Jedes dualistische System ist eine sich auf sich selbst beziehende komplementäre Polarität immer nur zweier apodiktischer Extremalstellen, welche Wertungsreflexionspaare annehmen können, wie etwa "Gut" und "Böse", "richtig" und "falsch", "sündhaft" und "heilig", "zulässig" und "verboten", "zuverlässig" und "nachlässig", "objektiv" und "subjektiv", "Leben" und "Tod" usw.

Ein System dieser Klasse behält nun stets eine einzig fundamentale, aber deshalb auch so besondere, weil fatale Lüge.

Dasjenige, das in einem dualistischen System alleine mit sich selbst identisch ist, nimmt auch eine bestimmte Potentialität ein, die NUR ihm alleine zustehen soll. Und so spaltet es sich ab von den Seinsbestimmungen des nächst höheren Systems. Es gründet sein eigenes System mit sich, wo es seine für sich erwünschten Spielregeln und Postulate setzt. Weil es sich aber als Zweites aus sich selbst heraus gesetzt hat und zu seinem Metasystem immer völlig entgegengestellte Postulate realisiert, erschafft es ein Drittes, mit dem es sich gemeinsam vom Metasystem abtrennt und in sich verbirgt.

So gründet es eine Zweiheit auf dem Grund einer Einheit, indem es seinen eigenen Antipoden braucht und kreiert, um sich zu autonomisieren von den wirklicheren und viel mächtigeren Gegenpostulaten des zureichenden Metasystems. Der Systemphilosoph hat eine deutliche Vorstellung von der Tragweite und den Mensuren dieses höchst bedauerlichen Prozesses!

Ein sich auf diese Weise abspaltendes System kann nicht alleine bei sich sein, sondern muss sich durch ein Anderes bestimmen, indem es etwas neben sich hat, das es negiert und als dessen Gegenspieler auftritt. So erschafft es sich unvermittelt als selbstbestimmte Setzung einen magus adversus. D.h. es benötigt einen zur Existenz- und Daseinsbildung gereichenden weiteren Pol, den es, wie ein Magier ein Kaninchen aus dem Hut zaubert, in seine Welt setzt, um nunmehr als Ergänzung oder als Bedrohung zu erscheinen und zu gelten, je nachdem welchen Bezugspunkt der Perzeption das ins System eingeschlossene Wesen einnimmt.

Diese Union eines sich scheinbar selbst entgegen laufenden Willens des Systembildners erzeugt die Grundlage für alle Prozesse in der umgestaltenden Weltwerdung für Subjekte. Und zwar in der Art, dass Entitäten keine Willensrealisierung erreichen können, ohne dass dann nicht auch zunehmend das Oppositum des Erreichten möglich wird. Denn im Dualismus verbleibt kein Wesen dauerhaft im Modus eines bestimmten Pols. Die scheinbare Linearität in allen Prozessen offenbart sich also vielmehr als eine Zyklizität, als Wiederholung des Gleichen auf andere Art.

Dualistische Systeme sind als Prozesse immer zyklisch. Sie wiederholen sich in Abwandlungen immer anders, und sind dennoch wesenhaft dieselben Vorgänge. Das ist deswegen so, weil der Dualismus ein neues Emergenzattribut in einem System erzeugt, das sowohl ein entitätisches, als auch ein existentiales Frequentieren zwischen zwei Polen gegensätzlicher Qualität ermöglicht und sogar zur Bedingung macht, weil die Frequenz ihrem Wesen nach zyklisch ist!

Nur im Rahmen der Zyklizität entsteht die Illusion der "linearen Bewegung" als einander bedingende Folgen zyklischer Repetitionen, wie man sie etwa bei der Präzession der Planeten um den Zentralstern in jedem Sonnensystem vorfinden wird, was dann überhaupt erst die gesamte Natur in ihre Erscheinung bringt. Es könnten etwa keine Pflanzen entstehen, wenn es nicht die Abfolge von Tag und Nacht und dann auch Wetter wie Jahreszeiten gäbe, die alle ihre eigene biogene Potentialität und energetische Bedeutung für das Natur- und Weltwerden haben. Auch die Gegengleichgesetze, etwa die mikrokosmischen Polaritäten innerhalb von Pflanzen als Spiegelung und Weiterreichung makrokosmischer Gesetzmässigkeiten. Diese besonderen in eine Unendlichkeit blickenden Spiegelungen offenbaren sich in der mathematischen Natur unseres Systems als sog. fraktale Muster, die zwar ein begrenztes Grundmuster haben ("Fraktal"), aber in eine formale Unendlichkeit hineinreichen, da diese Muster unendlich sequentiell sind.

Weil das Leben immer in linearer sequentieller Bewegung erscheint, lebt in jedem Wesen auch der Wunsch nach seinem ewigen Fortbestehen, seinem ewigen Weiterleben. Das Leben als seine [An-]Dauer ist das Grundpostulat eines statischen Bewusstseins. Dieses fortwährende Bestehen von Leben kann in dualistischen Systemen im Prinzip nicht [einfach so] gegeben sein, wegen der entsprechenden dualen Kontradisposition.

Insofern ist jeder Dualismus auch durch die Endlichkeit begrenzt, denn es gibt keine thetische Ausbreitung eines Potentials in die Unendlichkeit, sondern dieses wird stets durch den Kontrapost der Antithese gebrochen und umgekehrt, aber auch sublimiert und in einen anderen Seinsbereich gezogen, der nicht notwendig höher sein muss, aber durchaus höher sein kann. Dem Wesen mag der Eindruck gegeben werden, dass es sich nach vorne entwickelt, obwohl es nur auf vielen zyklischen Ebenen hin- und hergeworfen wird. Lange wiederholt sich dann das Gleiche in immer anderer Form, bis das Wesen lernt existential sinnvolle Fragen zu stellen!

Die Sphäre eines dualistischen Systems ist in ihrem Grunde eine Welt, die sich permanent selbst negiert und in der das einzig Bestehende die Veränderung ist. Diese besondere Weise der Bewegung, die ebenfalls die Geschicke seiner daseinlich geworfenen Bewohner in Bewegung und Aufregung erhält, ist wie ein dauerhaft anwesender und sich wiederholender Konflikt, dessen Ausgang mit seinem Gegenteil sich unentwegt abwechselt, für alle diejenigen, die nicht die jeweils spezifischen Weisen lernen, das System zu transzendieren und in primordiale Seinsbereiche zu verlassen.

So eng umgrenzt die Wesen in dualistischen Systemen existieren, so frei wird der Verursacher dessen in sich selbst sein, indem er eine Lüge erschafft und eine Illusion bzw. Simulation von Etwas, das immer nur als tatsächliche bzw. wahrhaft realisierte originale Welt zu [er]dulden bzw. zu wünschen sein muss. Im Sinne des dualistischen Verständnisses erzeugt diese in sich selbst eingeschlossene Freiheit des Systemgründers die extrem begrenzten und somit leidhaften Posituren für Dasein. Das zum Dasein erniedrigte Sein ist längst nicht mehr in der Lage sich vollkommen als entitätische Potentialität zu erfahren und zu realisieren, sondern wird im fortwährend mitreißenden Fluss seiner eigenen Fragmentierung in eine jeweils bestimmte Koordinate innerhalb der Raumzeit gezwungen.

Weil Dasein den Sinn dieser Fluktuationen, in denen es sich aufhält, nicht versteht, aber erkennt, dass es ihn verstehen muss, um sich in seiner Unwirtlichkeit zu orientieren und nach Lösungen für die Probleme seiner existentialen Positur zu suchen, beginnt es sich die Frage nach dem Sinn von Sein zu stellen und die Welt um sich herum als dinglich [durch sich selbst heraus] zu verstehen oder aber - als eine Emanation des Dinglichen durch ein Metasystem.

Ebenso wie die Zyklizität der Mechanismus des Bewegungsablaufs innerhalb eines dualistischen Systems ist, so gegengleich ist die Bewegung der Emanation, welches ein System aus einem anderen hervorgehen lässt. So wie das zyklische Moment die Verwerfung und Inversion eines Postulats anzeigt, ebenso kreiert der vollkommen Neues schaffende Emanationsprozess unterschiedliche Physiken, welche zueinander in Verbindung stehen, sich an ihren Grenzen berühren und ineinander übergehen, wie etwa die energiespezifische Quantenphysik in die korpuskulare kausale Sukzessial-Physik der raumzeitlichen Welt. Auf der einen Seite ist es die Fluktuation von These und Antithese, die sich zur Synthese erhebt im Mikro-und Makrokosmos, bei der anderen ist es die Ausströmung und Erschaffung neuer physikalischer Postulate, die zur Werdung eines neuen Systems drängen.

Der Unterschied ist, dass, im Gegensatz zu einer freien Emanation, ein Potential, welches in eine Zyklizität gezwungen wird, das immer gleiche - immer anders erlebt; und zudem einen unerhört kleinen Rekolletionsradius besitzt, in welchem es sich überhaupt bewusst zu erinnern vermag. Solchen in einem Dualismus lebenden Wesen ist es nicht zu eigen, dass sie all das in ihrem Bewusstsein zu tragen vermögen, was sie jemals als für sich Anderes erlebt haben. Neben den üblichen dual-systemologischen Gründen, dass ein Wesen sich nicht unendlich weiter thetisch fortbewegen und ausbreiten kann, ist ihm selbst damit sogar ein relativer Dienst geleistet, dahingehend, dass es keine vollkommene Inflation seiner Integrität erleben muss und nicht überschwemmt wird von Erinnerungen, Schmerzen, Gefühlen und Sensationen, also allen nur denkbaren, sich immer mehr akkumulierenden Phänomenen aus seinen entferntesten Posituren und Disposituren, die es vollständig überwältigen würden.

Dasein würde sozusagen unter seiner eigenen Last zusammenbrechen, wenn man ihm gestehen würde, alles über sich zu wissen, was es existential zu wissen gäbe. Es wird oftmals dorthin gehen, wo es - paradoxerweise - sich als vor sich selbst geschützt ansieht. Dass es zwischen einer Polarität frequentiert und Teil der Menge einer relativ unendlichen [zyklischen] Amplitude ist, auf der es sich dialektisch bewegt, bleibt ihm weitestgehend, sozusagen gattungsspezifisch, verborgen.

Damit weiß es nichts über seine Geworfenheit in die raumzeitliche Materialität, kaum dass ihm seine eigenen spezifischen Vorstellungen über die Welt bewusst sind. So wird Dasein großgezogen durch die Mittel, die seine Umgebung für es bereit hält und wird Teil dessen, als was man es für Anderes [haben] möchte. Derart gestaltet sich der existentiale Modus der Geworfenheit und Gezwungenheit von Dasein durch Anderes als die fortwährende Setzung dessen, was Dasein in seinem Wesen als Sein aber nicht ist.